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Noe und das Kätzel

Jun regierte über ein Schloss und ein grosses Reich. Eines Tages rief Jun Yule, Leyan und Noe zusammen und sagte: «Ich werde nun alt und da will ich sehen, wer von euch mir Nachfolgen kann und über Schloss und Reich regieren. Geht miteinander in die Welt hinaus und wer mir das schönste Band bringt, das dreimal um das Schloss herumreicht, mit dem Reichswappen eingewirkt, soll meine Nachfolge werden. Dann gab Jun allen reichlich Geld und schickte sie fort. Sie wanderten miteinander, bis sie an einen Kreuzweg kamen, am Kreuzweg schlugen Yule und Leyan Noe zusammen, nahmen das Geld ab und gingen fort. Noe zog betrübt weiter und kam an einen grossen Wald. Dort stand ein kleines Schloss und Noe lärmte und klopfte so lange, bis man aufmachte.

 

Auf einmal kam eine kleine Katze und öffnete die Türe. Das Kätzel führte Noe in ein schönes Zimmer, in dem noch ein anderes, weisses Kätzel neben dem Kamin sass. Das fragte das weisse Kätzel: «Wo kommst du denn her?» Da erzählte Noe alles was geschehen war, wie Jun Yule, Leyan und Noe ausgeschickt hätte, das schönste Band zu suchen und wie Yule und Leyan am Kreuzweg Noe geschlagen und das Geld abgenommen hätten. Da gab das weisse Kätzel Noe eine kleine Schachtel und sagte: «Geh damit heim. Du darfst aber die Schachtel nicht aufmachen, bis es dich an der Hand kratzt.»

 

Noe bedankte sich, nahm Abschied und ging fort, der Heimat zu. Am Schloss angekommen, waren auch Yule und Leyan schon da, mit einem ganzen Wagen voller Bänder. Sogleich fingen sie an mit den Bändern zu messen. Da war eines zu kurz, das andere zu lang, das eine hatte kein richtiges Wappen, in einem anderen war das Wappen schief eingewirkt, das eine war zu breit, das andere zu schmal, da war die Schleife zu gross, dort war sie zu klein. Auf einmal, als alle Bänder ausgemessen waren und keines davon gut war, kratzte es Noe an der Hand. Noe öffnete schnell das Schächtelchen und da kam ein wunderschönes Band heraus, das ging gerade dreimal ums Schloss und hatte eine doppelte Schleife und das Reichswappen eingewirkt. Da sagte Jun: «Noe hat das rechte Band gebracht und soll darum die Nachfolge antreten.» Da wurden Yule und Leyan sehr böse über Noe und baten Jun, noch eine Bedingung zu stellen. Jun sagte: «Weil nun wieder Zank unter euch ist, so müsst ihr noch einmal fortgehen. Wer mir den schönsten Hund bringen wird, der mich sofort erkennt und liebkost, soll meine Nachfolge antreten.» So gingen sie also wieder fort und nahmen auch diesmal reichlich Geld mit sich.

 

Als sie an den Kreuzweg kamen, schlugen Yule und Leyan wiederum Noe zusammen und nahmen das Geld ab. Noe aber wanderte tapfer weiter und dachte: «Ich werde wieder zu meinem Kätzel gehen, das wird mir schon helfen.» Als Noe vor dem Schlosse ankam und klopfte, öffnete auch wirklich die kleine, schwarze Katze wieder. Sie führte Noe genau wie das erste Mal zu dem weissen Kätzel. Noe klagte das Leid, weil es ebenso geschehen war, wie das erste Mal. Da sagte das weisse Kätzel: «Mach dir nichts daraus.» Danach gab es wieder ein Schächtelchen und befahl, es ja nicht aufzumachen, bis es an der Hand kratzen würde. Darauf kehrte Noe glücklich, auf dem nächsten Wege nach Hause zurück.

 

Yule und Leyan kamen gerade mit einem Wagen voll Hunden vor das Schloss gefahren und führten die Tiere in den Schlosshof. Jun kam und wollte die Hunde streicheln und liebkosen. Da knurrten und bellten sie laut und fletschten mit den Zähnen und wollten sich weder streicheln noch liebkosen lassen. Noe aber schaute nur zu und rührte sich nicht und wartete, bis es an der Hand kratzte. Da machte Noe plötzlich das Schächtelchen auf und es sprang ein schönes Hündchen heraus. Das ging um Jun herum, liebkoste und leckte an der Hand. «Noe hat das beste Hündchen gebracht», rief Jun beglückt, «und darum soll Noe meine Nachfolge sein!» Yule und Leyan wurden wieder sehr zornig und böse, weil gerade Noe die Nachfolge antreten sollte und Jun war traurig und sagte: «Jetzt weiss ich nicht mehr, was ich tun soll. Geht nun zum letzten Mal fort und wer mir das treueste Herzblatt bringt, soll meine Nachfolge sein.

 

So machten sie sich wieder auf die Reise. Am Kreuzweg wurde Noe auch diesmal von Yule und Leyan geschlagen und allem Geld abgenommen. Noe aber ging zum dritten Mal zu dem kleinen Schloss im Walde, wurde eingelassen und klagte dem weissen Kätzel das Leid. «Sei nur ruhig», sagte das Kätzel, «wir werden schon sehen, was zu tun ist.» Am anderen Tage machten sie sich reisefertig. Da brachte man ihnen eine grosse Rübe, da hinein mussten sich Noe und das weisse Kätzel setzen. Vier schwarze Kätzchen waren davor gespannt und so fuhren sie aus dem Walde. Wie sie aber so fuhren, gab es auf einmal einen furchtbaren Knall und der Wald war plötzlich in eine schöne Stadt verwandelt. Aus den vier Kätzchen wurden vier prächtige Rappen. Das weisse Kätzel aber verwandelte sich in ein wunderschönes Wesen und sprach: «Ich bin Momo, lass mich dein Herzblatt sein und dich treu durchs Leben begleiten.»

 

 

Als sie vor das Schloss kamen, waren Yule und Leyan schon zurückgekehrt. Die hatten viele schöne Menschen mitgebracht, aber keiner gefiel Jun. Als nun Noe mit Momo kam, sagte Jun: «Noe und Momo, ihr sollt meine Nachfolge antreten.» «O nein», sagte Noe, «das will ich nicht, wir haben selbst ein Schloss und ein Reich.» Und Noe verzichtete auf die Nachfolge von Jun. Yule und Leyan konnten diese unter sich aufteilen. Noe ging aber mit Momo fort auf das kleine Schloss und die beiden lebten fortan glücklich und zufrieden miteinander.

 

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