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Das Natternkrönlein

Eden, geizig und reich, besass einen Hof. Dort diente, fleissig und brav, Janne. Im Stall wohnte eine Krönleinnatter, die man oft gar wunderschön singen hörte, denn diese Nattern haben die Gabe, schöner zu singen als das beste Vöglein. Wenn nun Janne in den Stall kam, die Kühe zu füttern oder sie zu melken und ihnen zu streuen, was Janne immer mit großer Sorgfalt tat, dann kroch manchmal das Schlänglein, so weiss wie ein weisses Mäuschen, aus dem Mauerspalt und sah Janne mit klugen Äuglein an. Janne kam es immer so vor, als wolle das seltsame Tier etwas haben und gewöhnte sich, dem Schlänglein ein wenig euterwarme Milch in ein kleines Schälchen zu melken und vorzusetzen. Das trank es mit großem Behagen und wendete sein Köpfchen; dabei glitzerte das Krönlein wie ein Demant oder Karfunkelstein und es leuchtete ordentlich in dem dunklen Stall.

Janne freute sich gar sehr über das weisse Schlänglein und gewahrte mit Stolz, dass Edens Kühe immer schöner wurden, mehr Milch gaben, stets gesund waren und kräftigere Kälber zur Welt brachten; und dies alles, seit dem Janne dem Schlänglein die Milch hinstellte. Darum hatte Janne grosse Freude.

 

Nun traf es sich einmal, dass Eden in den Stall kam, als die Krönleinnatter ihr Schüsselchen Milch schleckte. Und weil Eden über alle Massen geizig war, so wurde Eden über die vermeintliche Verschwendung so wild, als ob Janne die Milch gleich eimerweise wegschenken würde.

 

«Du miserables, nichtsnutziges Ding!» schrie Eden. «So gehst du also mit meinem Hab und Gut um? Schämst du dich nicht, einem solchen Giftwurm, der nachts schon den Kühen die Milch aus den Eutern zieht, auch am Tag noch zu füttern? Willst du mir vielleicht noch das Tier in den Stall gewöhnen? Ich glaube beinahe, du hexest und treibst heimlich dein Unwesen mit diesem Unglückswurm!» Janne wusste nichts zu antworten und fing an zu weinen, dass die Augen rot wurden. Aber Eden störte sich nicht im Geringsten daran und zankte sich noch mehr in vollen Zorn hinein, vergass alle Treue und allen Fleiss und wetterte und tobte immer weiter. «Aus dem Haus mit dir, sage ich, aus dem Haus! Auf der Stelle! Ich brauche keine Schlangen zur Kostgängerei und Milchdiebereien und Hexereien! Gleich schnürst du dein Bündel und machst, dass du sofort aus dem Dorfe kommst und lässt dich nie wieder blicken!«

 

 

Da weinte Janne laut vor sich hin, ging in die Kammer, packte das Sonntagskleid ein, schnürte das Bündel und machte sich fort. Als Janne aus der Tür ging, brüllte die Lieblingskuh und weil Eden fortgegangen war, schlich sich Janne noch einmal in den Stall, um im Stillen von der Kuh Abschied zu nehmen; denn Janne hatte das Vieh so gerne, als wär’s das eigene. Da stand dann Janne im Stall und weinte und streichelte noch einmal jede Kuh und die Lieblingskuh leckte zum Abschied die Hand. Auch das Schlänglein mit dem Krönlein kam noch einmal herangekrochen und Janne sagte: «Leb wohl, du armer Wurm! Dich wird nun auch niemand füttern!»

Die Krönleinnatter hob ihren Kopf, als wollte sie den in die Hand von Janne legen. Dann glitt das Schlänglein aus dem Stall und verliess ihn zum ersten Male. Dies war das Zeichen, dass es aus diesem Hause scheiden wolle, in dem man ihm noch nicht einmal einen Tropfen Milch gönnte.

Des Weges gehend, war Janne reicher als geahnt. Das Schlänglein hatte Janne nämlich sein Krönlein in die Hand gelegt. Wer aber ein solches Krönlein besitzt, dem schlägt alles zu seinem Glücke aus, den lieben alle Menschen und es wird immer Ehre und Glück bei ihm sein. Als Janne nun vor das Dorf kam, kam Nilay entgegen. Nilay war reich und weit und breit als stattlich bekannt. Als sie einander sahen, verliebten sie sich sogleich auf den ersten Blick und Nilay fragte, wo Janne denn hin wolle. Janne klagte das Leid und wusste nicht was tun. Da riet Nilay, Janne soll zu Bartje gehen.

 

Janne ging nun zu Bartje und erzählte, dass Nilay dies geraten hätte. Da fasste Bartje sogleich ein grosses Vertrauen zu Janne und stellte Janne in die Dienste.

 

Nilay ging nach der Arbeit zu Bartje und verkündete, dass Janne und Nilay ab nun zusammen gehören wollen. Bartje antwortete: «Du tust gut daran, denn Janne ist so fleissig wie schön und gescheit.» So blieben die beiden im Dorfe und hatten bald den reichsten Hof und sie waren beide noch glücklich dazu.

 

 

Eden aber, wegen ein paar Tröpfchen Milch so zornig geworden, kam immer mehr herunter. Denn mit Janne und der Krönleinnatter war das Glück fortgezogen. Das Vieh wurde krank und musste verkauft werden. Dann kamen die Äcker dran und zuletzt auch das Haus. Alles kaufte Nilay auf und so kam es, dass auch die Lieblingskuh wieder zu Janne kam. Janne war voller Freude, streichelte sie und molk und fütterte sie immer selbst.

Eines Tages sah Janne aber die Krönleinnatter wieder. Sie war durch einen Spalt in den Stall geglitten. Da zog Janne schnell das Krönlein aus der Tasche und sprach: «Das ist aber schön von dir, mein liebes Tierlein, dass du wieder zu mir gekommen bist. Ich will dir jetzt wieder ein Schüsselchen holen und dir jeden Tag deine Milch geben und hier ist auch dein Krönlein wieder, mit dem du mir so viel Glück gebracht hast. Ich brauche es jetzt nicht mehr, denn ich bin so reich und so glücklich, weil ich Nilay an meiner Seite habe.

 

 

Da nahm das weisse Schlänglein sein Krönlein wieder und blieb von nun an in dem Stall von Janne und Nilay wohnen. Janne aber fütterte die Krönleinnatter jeden Morgen und jeden Abend beim Melken und auf dem ganzen Hofgut war immer Ruhe und Frieden und alles gedieh aufs Beste.

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