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Das verwunschene Schloss

Es war einmal eine Familie, Ito und Leen, die mit ihren Kindern, Xani. Peppi und Edis, mit Hilfe von Ola, in einer Mühle Getreide, zu Mehl mahlten. Hatten sie genug gemahlen, brachte Ito das Mehl aus und fuhr das Getreide von den Höfen wieder heim. Eines Tages, als Ito mit dem Wagen voll Mehl fortfahren wollte, rief Ito die drei Kinder zu sich und fragte das älteste, Xani: «Was soll ich dir von der Reise mitbringen?» Xani antwortete: «Ito, ich wünsche mir einen goldenen Ring!» Dann fragte Ito das zweite Kind: «Was soll ich dir mitbringen?» Peppi antwortete: «Ito, ich wünsche mir eine goldene Kette.» Das dritte Kind, das jüngste, Edis, sagte: «Auf deiner Heimfahrt fährst du auf einer Strasse, an der stehen viele Bäume. Von dem Baum, an dem du mit deinem Wagen hängen bleibst, brich mir ein Strauss grüner Blätter ab.»

Ito wunderte sich über diese Bitte und brachte das Mehl an Ort und Stelle, lud den Weizen auf und kaufte Xani den goldenen Ring und Peppi die goldene Kette. Danach fuhr Ito heim. Auf dem Weg blieb der Wagen an einem Baum hängen. Da dachte Ito an den Wunsch von Edis und brach den Strauss von grünen Blättern ab. Aber auf einmal waren lauter goldene Blätter daran und ein grosser Bär stand neben dem Wagen und sagte: «Dein jüngstes Kind wird nun mir gehören!» Da erschrak Ito, hieb auf sein Pferd ein und fuhr so schnell dieses konnte. Als Ito heimgekommen war, bekamen alle Kinder, was sie sich gewünscht hatten, von dem Bären aber erzählte Ito nichts.

Am anderen Morgen fuhr eine Kutsche mit zwei Pferden in den Hof. Eine Tür ging auf. Da kam ein riesiger Bär heraus; der ging in die Mühle und sagte, er käme das jüngste Kind zu holen. Da weinte Edis und rief: «Mit dem Bären gehe ich nicht!» Der Bär sagte aber zu Edis: «Du brauchst dich nicht zu fürchten; ich tue dir nichts zuleide und du wirst es gut haben bei mir.» Da ging Edis mit ihm, ganz allein. Sie stiegen in die Kutsche und fuhren in einen tiefen Wald. In dem Wald stand ein Schloss. Als sie in das Schloss kamen, sagte der Bär zu Edis: «Mein Name ist Hilal, du musst dich nicht fürchten, ich bin ein verzauberter Mensch. Aber du kannst mich erlösen. Es sind noch vier Verwünschte in diesem Schloss. Die werden in der Nacht auf dich zukommen und dich töten wollen, Ich kann dir dabei nicht helfen, denn ich habe keine Gewalt über sie. Hier ist aber ein Degen, damit musst du auf sie einstechen, dann sind wir alle erlöst und wir werden alle, mit deiner Familie, prächtig und ohne Sorgen, glücklich auf dem Schloss leben.» Edis fürchtete sich und wollte den Degen nicht annehmen. Da sagte Hilal: «Dann geh heim und hole eine kräftige Hilfe und bringe diese mit: «Sie soll so viel Geld von mir haben, dass sie sorglos und glücklich bis an ihr Ende leben kann.» 

Während Hilal noch redete, schlug die Uhr Mitternacht. Da schüttelte sich der Bär und war auf einmal kein Bär mehr, sondern der stolzeste Mensch, den Edis je gesehen hatte. «Nun bin ich drei Stunden ein Mensch», sagte Hilal, «dann bin ich wieder ein Bär und muss im Walde umherlaufen!» So war es! Als die Uhr drei schlug wurde Hilal wieder zu einem Bären. Der Bär verliess Edis und trottete in den Wald.

Anderen Tages ging Edis nach Hause und erzählte der Familie: «Ich habe es so schön bei dem Bären.» Und fragte die Geschwister: «Wollt ihr nicht mit auf das Schloss gehen? Ihr sollt es gut haben.» Xani und Peppi fürchteten sich aber zu sehr. Da fragte Edis Ola die getreue Hilfe vom Hof: «Willst du mitgehen? Du wirst reichlich belohnt werden, dass du dein Leben lang nicht mehr zu schaffen brauchst.» Als Ola das hörte, gingen sie miteinander los. Kaum waren sie im Walde angelangt, da kam ihnen schon der Bär entgegen. Aber er sprach kein Wort mit ihnen und auch Edis schwieg.

Es dunkelte schon, als sie auf dem Schlosse ankamen. Der Bär blieb bis Mitternacht bei ihnen. Als die Uhr zwölf schlug, schüttelte er sich, da fiel das Fell ab und er war wieder der stolze und schöne Mensch Hilal, wie in der vorigen Nacht. Hilal sagte nun zu Ola: «Wenn du dich nicht fürchtest, wirst du mich und alle, die mit mir verzaubert sind, erlösen. Auf dem Tische liegen Pistole und Degen. Heute oder morgen Nacht werden zwei Drachen und zwei Löwen ins Schloss kommen, die wilden Tiere sind meine Familie. Sobald die Tiere auf dich zukommen, nimm den Degen und die Pistole und töte sie alle vier zugleich und stosse sie mit den Füssen zur Tür hinaus. Denn nur so können wir alle erlöst werden.» Ola sagte darauf: «Ich brauche keinen Degen und keine Pistole; mit den Vieren werde ich schon fertig werden.» «So darfst du sie nicht angehen», warnte Hilal, denn sonst bist du verloren.»

Ola flocht sich aber einen Riemen und hängte unten an den Riemen einen schweren Bleiklumpen. Die erste Nacht wachten sie, doch niemand kam. Die zweite Nacht hörten sie auf einmal im ganzen Schloss ein Gepolter und Getappe. Da stand Ola auf, nahm den Riemen mit den Bleiklumpen und stellte sich an die Tür. Plötzlich geschah ein so furchtbarer Stoss gegen die Tür, dass sie fast aus den Angeln fuhr und vier furchtbare Ungeheuer drängten herein. Da schlug Ola mit vier schweren Streichen die Untiere zusammen und stiess sie mit den Füssen zur Stube hinaus. Im selben Augenblick hörten sie die Stimme von Hilal: «Jetzt bin ich erlöst und alle mit mir.» Dann war es wieder still.

Die Nacht verging, ohne dass etwas geschah; als es aber Tag wurde, begann es lebendig zu werden im Schloss. Bedienstete liefen umher, sammelten sich vor dem Tor und Edis und Hilal wurden mit wunderschönen Kleidern geschmückt. Dann wurde Edis mit Hilals Familie das ganze Schloss gezeigt. Da waren fünfzig Zimmer, die glänzten und schimmerten von Gold und Edelsteinen. Ola aber schenkte Hilal zum Lohn zwei prächtige Pferde und einen Wagen voll Gold: «Du hast uns erlöst», sagte Hilal, «darum will ich dich von all deinen Sorgen befreien.» Dann fuhren Edis und Hilal in die Mühle und nahmen Ito, Leen, Xani und Peppi mit zum Fest auf das Schloss. Und alle lebten fortan glücklich miteinander.

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